Abstraktion und Einheit in der Malerei Benjamin Cremes
von Mark Gregory

... Wer mit Cremes Arbeiten vertraut ist, dem ist bewusst, dass sie sich, vereinfacht zusammengefasst, in ein, zwei Hauptperioden einordnen lassen: in die vorwiegend figurative Phase bis 1963/1964 und die darauffolgende abstrakte. Zweifellos unterscheiden sich diese beiden Abschnitte in der Thematik – zunächst das Gegenständliche, dann das esoterisch Symbolische –, doch es gibt auch etwas Übergreifendes, das alle seine Bilder verbindet und eine singuläre, sich kontinuierlich erweiternde künstlerische Vision zum Ausdruck bringt.

Besonders kennzeichnend für Cremes Werk ist sein einzigartiger Umgang mit Abstraktion. Der Künstler hat einmal gesagt, dass ihn die Abstraktion nahezu von Anfang an angezogen habe. In der 1950er Jahren hat er sehr viel Zeit und Energie in die Landschaftsmalerei gesteckt, die sicher für jedermann als solche erkennbar ist. Sieht man sich aber beispielsweise „Rain on Hills, South of France“ („Regen auf Hügelkette, Südfrankreich“) von 1950, ein bemerkenswertes Werk dieses Genres, genauer an, dann handelt es sich um eine großartige Abstraktion des eigentlich gegenständlichen Inhalts, um eine geschickte und ausgeglichene Verbindung beider Richtungen. Das ist zwar nicht einzigartig, einzigartig ist jedoch, wie Creme das macht. Seine Darstellung der Berge, Wolken, Landschaftsterrassen und so weiter sind allesamt von seinem starken, kraftvollen Sinn für Form und Abstraktion durchdrungen.

Gewiss ist dies auch in den Arbeiten seiner zweiten, der esoterischen Periode zu erkennen, in der jedoch die massiven Formen nun allein der symbolischen Darstellung dienen. Wo erforderlich, verbindet Creme seine meisterliche Gestaltung von Großformaten mit einer bemerkenswerten Feinheit, etwa mit der detailgenauen Pinselführung und der subtilen Darstellung des Spiels der Energien bei „Flame-Coloured Deva“ („Flammenfarbener Deva“, 1976-1977) und „Central Spiritual Sun“ („Zentrale geistige Sonne“, 1975-1977). Eines der Werke, die Merkmale beider Perioden reizvoll miteinander verbinden, ist das außergewöhnliche abstrakt-esoterische „Oracle“ („Orakel“) von 1984, dessen formale und kompositorische Geschlossenheit etwas vom Esprit Paul Klees in sich trägt, für den Creme bekanntermaßen Bewunderung gehegt hat...

Hinsichtlich dessen, dass Creme und Bach in ihrer Kunst die Vergangenheit aufgenommen und zusammengefasst und dann davon ausgehend Zukunftsweisendes geschaffen haben, lassen sich zwischen den beiden Künstlern Parallelen finden. Die offensichtlichste besteht darin, dass beide Künstler höchsten Ranges sind. Vor allem zwei Merkmale kennzeichnen das Œuvre Cremes: Zum Ersten brachte er mit seinem esoterischen Werk eine völlig neuartige spirituelle Kunst in die Welt. Diese zieht nicht nur den Blick auf sich und hält ihn fest, sie vermittelt auch eine tiefe Bedeutung, die abstrakt dargestellt ist. Zum Zweiten werden die Auswirkungen seines Einflusses – angesichts der außergewöhnlichen Qualität seines künstlerischen Lebenswerks und der Bedeutung seiner Rolle als Vorbote und Sprecher Maitreyas und der Meister, schließlich einmal erkannt werden wird, – mit der Zeit sicher von großer Tragweite sein. Er hat der Kunst der kommenden Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte, neue Möglichkeiten eröffnet und der Menschheit einen kleinen Einblick in eine höhere Form der symbolischen Kommunikation vermittelt, an der sich viele Künstler orientieren werden. Nur einigen wenigen werden allerdings ein solches Talent und eine hinreichende Konzentrationsfähigkeit gegeben sein, um aus spiritueller Intuition auf solchem Niveau schöpfen zu können wie Creme...

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